Gelenkserkrankungen und Homöopathie

Post date: 14.12.2015 12:32:55

Überwältigend gut besucht war der letzte Vortrag im Jahr 2015, zu dem wir die Bayreuther Ärztin und klassische Homöopathin Monika Bonensteffen eingeladen hatten. Die Erklärung für dieses große Interesse ist sicherlich in ihrem Thema zu suchen: „Homöopathische Behandlung bei Gelenkserkrankungen“. Sie behandelte zwei Krankheitsbilder, die Arthrose, die durch Gelenkverschleiß gekennzeichnet ist, und die rheumatoide Arthritis, bei der das betroffene Gelenk entzündet ist. Welche pathologischen Prozesse bei beiden Erkrankungen beteiligt sind, erläuterte Frau Bonensteffen einleitend am Aufbau eines Gelenks. Im Falle der Arthrose wird das Knorpelgewebe, das die reibungslose Funktion des Gelenks ermöglicht, sukzessive abgenutzt. Bei der rheumatoiden Arthritis entzündet sich die Synovia, also die Gelenkinnenhaut, welche die Gelenk“schmiere“ bildet. Breiten Raum im ersten Teil ihres Vortrages nahm ein fundierter Überblick über Ursachen, Symptome, Diagnostik sowie schulmedizinische Behandlungsmöglichkeiten bei beiden Erkrankungen ein. Letztere sind trotz aller Fortschritte in der Entwicklung moderner Medikamente, z. B. der Schmerzmittel bei Arthrose oder gentechnisch hergestellter Antikörper in der Therapie der Arthritis, immer noch begrenzt. Homöopathie dagegen ermöglicht dank der ganzheitlichen Sicht auf das Krankheitsgeschehen eine individuelle Behandlung, die die Chancen auf Linderung der Beschwerden oder gar Heilung verbessert. Dies verdeutlichte Frau Bonensteffen an vier Fallbeispielen aus ihrer Praxis.

Beim ersten handelte es sich um Knieschmerzen nach einer Fahrradtour, zum Teil bei nasskaltem Wetter. Das Hauptsymptom, stechende Schmerzen im Bereich der Kniescheibe, besonders beim Treppabgehen, war im Arzneimittelbild von Acidum nitricum mit hoher Wertigkeit vertreten, so dass sich dieses Mittel in der Potenz C 30 auch erfolgreich erwies.

Wesentlich komplizierter war ein Fall mit einer Entzündung in beiden Kniegelenken, später auch in anderen Gelenken. Frau Bonensteffen hatte ihn mit „Folgen bei Kummer“ überschrieben. Nachdem anfänglich verordnete Mittel nur eine vorübergehende Besserung der Beschwerden bewirkt hatten, brachte Natrium muriaticum den Durchbruch, ein Mittel, das der seelischen Verfassung der Patientin - (Liebes-)kummer - Rechnung trug. Das seitens der Schulmedizin verordnete Cortison konnte darauf hin reduziert werden.

Wie differenziert eine Behandlung mit homöopathischen Mitteln möglich ist, zeigte der dritte Fall. Die betreffende Patientin litt unter stechenden Rückenschmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule. Die Modalität „Verschlechterung beim Einatmen“ bzw. der damit verbundene Kräfteverlust begründete unter anderem Kalium carbonicum, das sich als Konstitutionsmittel bewährte. Akute Entzündungen arthrotischer Daumengelenke konnten darüber hinaus mit dem Ergänzungsmittel Bryonia erfolgreich behandelt werden.

Ein komplexes Beschwerdebild zeigte der vierte Fall einer Patientin mit einer seit 15 Jahren bestehenden Psoriasisarthritis. Stechende, reißende Schmerzen in wechselnden Gelenken, nachts und im Sommer sich verschlimmernd, wurden von rezidivierenden Nervenschmerzen im Oberkieferbereich, Blasenschmerzen außerhalb der Miktion, Herzstolpern und oft einer im Magen empfundenen Übelkeit überlagert. Hier kam ein „kleines“ Mittel, nämlich Kalmia, zum Einsatz, denn sein Arzneimittelbild entsprach im Wesentlichen diesen auffallenden und eigenheitlichen Symptomen. Über 2 Jahre verordnet, trat eine nachhaltige Besserung ein, vor allem verschwanden die neuralgischen Schmerzen.

Wir sind Frau Bonensteffen dafür dankbar, dass sie den Zuhörern auf konkrete Weise erneut die Augen für die Denkweise der Homöopathie öffnete, nämlich den ganzen Menschen in seiner Individualität zu erfassen und, bezogen darauf, die nahezu unerschöpfliche Fülle der Arzneibilder, die Samuel Hahnemann uns hinterlassen hat, auszuschöpfen.